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Montag, 29. April 2013

Menschsein


Ich war letzhin draussen in R. bei meiner Grossmutter.
R. ist schön, direkt an einem riesen See.
Aber als wir am Ufer entlangliefen, überkam mich eine plötzliche Übelkeit,
dass ich es beinah nicht aushielt.
Diese ganzen Bänke, schrecklich angemalt, die eingepferchten Zierbäumchen,
der kalte Beton der das Wasser eingrenzt.
Die Menschen, die umherlaufen, unbesorgt, dumm und beschränkt.
Alles hier ist hässlich, so richtig, richtig hässlich!
Nur das Wasser nicht. 
Denn es ist frei.
Zumindest draussen, wo es keine Begrenzung und keine Hafen gibt.

Die Welle schlagen Schäumen gegen die starren Wände Hafenufers,
als versuchten sie, es zu bewegen.
Als versuchten sie verzweifelt, seine endgültige macht zu untergraben,
die Beton-, und Stahlpfeiler zu fressen, alles dem Erdboden gleichzumachen.
Wasser sind die gesammelten Tränen der Welt.
Und selbst die glaubt der Mensch eindämmen zu können.

Der Weg ist mit Kies belegt, der unter den Schuhen der Passanten schrecklich knirscht und kreischt,
wie altes Getriebe, was lange kein Öl mehr sah.
Aber es ist nicht der Kies, der kreischt und schreit, 
es ist die Erde darunter, 
die durch die Reibung des Kieses durch die Schuhe der Menschen immer weiter weggeschliffen wird,
wie ein Stück Holz, das permanent mit einer Feile bearbeitet wird.

Als der Mensch begann Schuhe zu tragen, verlor er das Gespür für die Schmerzen der Erde,
er wurde unempfindlich gegenüber den spitzen Steinchen, verlor die Bindung zur Natur.
Der Kies ist wie die Zeit, auch sie nagt ununterbrochen an unserem Planeten,
ohne dass der Mensch es merkt.
Erst wenn ein Berg verschwunden, eine Insel untergegangen, eine Höhle ausgefeilt wurde,
steht der Mensch da und fragt sich, wo die letzen Jahrtausende geblieben sind.
Weil er das Gefühl für die Zeit verloren hat, weil er vor sich hinlebt, 
ohne sich der Bedeutung der Begrenzung der Zeit bewusst zu sein.
Alles ist endlich.
Aber die Menschen glauben, sie würden ewig regieren.

Es macht mich krank, einer solchen Spezies angehören zu müssen,
umso erfreulicher ist es,
wenn ich auf einen Gleichgesinnten stosse, der meine Gedanken versteht.
Das zeigt mir, dass es auch anders geht.

Dennoch hab ich das Gefühl innerlich zu zerbersten,
komme seelisch nicht über die Runden, 
bezahle zuviel Miete für einen zu kleinen Körper.
Ich bin beschränkt in meinem Menschsein, 
kann mich nicht verwirklichen, weil ich mich nicht entfalten kann.
So starre ich nur auf das Wasser und zum Himmel, 
der wie gemalt über mir steht.
Alles ist nur ein Witz, ein Gemälde, was eigens für mich geschaffen wurde.
Mein ganz persönliches, wunderbar schreckliches Gefängnis.
Ich fürchte den Tod, weil mir das Leben zuwider ist.
Und ich nicht weiss, ob es sich bessert.

Ich will nicht sterben. 
Ich will nurnicht leben.

Zumindest nicht als Mensch.

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